Die beiden 1zu1-Unternehmensgründer & Vordenker Hannes Hämmerle und Wolfgang Humml übergaben nach 27 gemeinsamen Jahren die Geschäftsführung an Thomas Kohler.
Jede Ära geht einmal zu Ende und jeder Anfang bietet neue Chancen. 27 Jahre nach der Gründung von 1zu1 als Zwei-Mann-Betrieb übergaben Hannes Hämmerle und Wolfgang Humml am 1. Juni 2023 die Geschäftsführung an Thomas Kohler und damit ihr Lebenswerk in beste Hände. Die beiden 1zu1-Unternehmensgründer & Vordenker stehen dem Management-Team bis Ende des Jahres noch beratend zur Seite. Im Gespräch mit Thomas Kohler unterhalten sie sich über den gemeinsamen Abschied, die Vorteile der internen Nachfolge, familiäre Firmenkultur und blicken auf die Chancen und Herausforderungen der Zukunft.
Die Erfolgsgeschichte von 1zu1 beginnt 1996: Hannes Hämmerle und Wolfgang Humml wagen den Schritt in einen damals völlig neuen Markt. Mit zwei Vakuumguss-Anlagen vervielfältigen sie Modelle. Schon nach zwei Jahren bilden sie mit Daniel Schäffler den ersten von vielen Lehrlingen aus – er ist bis heute dabei und nun selbst für die Fachkräfteausbildung verantwortlich. Weitblick bewiesen die beiden Vordenker auch beim frühen Einstieg in den 3D-Druck. Da waren sie 2001 weltweit vorne mit dabei. 2007 folgten die erste Spritzgussmaschine und der Beginn des Rapid Toolings. Anfang 2022 wurde 1zu1 von der Prototal-Gruppe übernommen und in das wachsende internationale Firmennetzwerk integriert. Heute zählt 1zu1 als Technologieführer mit rund 160 Mitarbeiter:innen zu den größten Anbietern seiner Art im deutschsprachigen Raum.
Nach 27 Jahren verabschiedet ihr euch gemeinsam und übergebt euer Lebenswerk. Wie kam es zur internen Nachfolgelösung?
Hannes Hämmerle: Wolfgang und ich haben 1zu1 zu zweit gegründet und enorm viel Zeit und Energie in den nachhaltigen Aufbau des Unternehmens investiert. Wir waren über viele Jahre ein eingespieltes Team, haben uns perfekt ergänzt und gegenseitig zu Höchstleistungen animiert. Das war eine unglaublich schöne Zeit. Jetzt dürfen wir unser berufliches Lebenswerk gemeinsam in gute Hände übergeben. Das war immer unser Wunsch.
Wolfgang Humml: Die interne ist die nachhaltigste Lösung und die wurde auch von Prototal begrüßt. Schon bei den Verkaufsverhandlungen waren uns die stabile Weiterführung der Marke 1zu1 und die Sicherheit für die Menschen dahinter das Wichtigste. In den vergangenen eineinhalb Jahren haben wir unser Können bewiesen und das Vertrauen des Eigentümers erarbeitet. Thomas weiß, wie das Unternehmen nachhaltig geführt wird und kennt seine Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Thomas, was bedeutet das Vertrauen für dich und was kommt jetzt auf 1zu1 zu?
Thomas Kohler: Wolfgang und Hannes haben mir vor 23 Jahren eine Chance gegeben und mich bei meiner beruflichen Entfaltung immer unterstützt. Dafür gilt ihnen mein Dank und meine größte Wertschätzung. 1zu1 hat mich auch persönlich geprägt. Umso mehr freue ich mich über das Vertrauen der Prototal-Gruppe und auf die Weiterentwicklung von 1zu1.
Was kommt jetzt auf dich und das Team zu?
Thomas Kohler: 1zu1 steht seit jeher für Pioniergeist und eine familiäre Unternehmensführung. Hannes und Wolfgang haben die besten Voraussetzungen geschaffen. Mein Team und ich machen nun den nächsten Schritt und forcieren die Weiterentwicklung vom inhabergeführten Familienunternehmen zum familiär geführten Mitglied der Prototal-Gruppe. Wir wollen so die gegenseitige Verbindung und unsere Position am Markt stärken. Diese Integration ist eine meiner Hauptaufgaben als Geschäftsführer und dabei kann ich mich voll und ganz auf mein bestens aufgestelltes Team verlassen. Dazu zählt übrigens auch Wolfgangs Sohn Christian Humml. Er verantwortet seit eineinhalb Jahren als Produktionsleiter Qualität und Technik.
Wo seht ihr als ehemalige Firmenlenker die größten Herausforderungen des Marktes und wie ist 1zu1 auf die Zukunft vorbereitet?
Wolfgang Humml: Die Kosten gehen weiter in die Höhe und das wirkt sich bei einem personalintensiven Unternehmen wie 1zu1 noch stärker aus als anderswo. 1zu1 ist dieser Herausforderung gewachsen und technologisch, räumlich und personell bestens gerüstet. Wir haben die Krisen der jüngeren Vergangenheit mutig gemeistert und sogar kräftig investiert. Mit der dritten EOS P500, einer neuen Färbemaschine und einer neuen Glätte-Anlage wird dieser Weg fortgesetzt. Ich sehe alle Voraussetzungen für eine starke Marktposition gegeben.
Hannes Hämmerle: Die Stimmung am Markt ist derzeit etwas getrübt. Viele Unternehmen warten ab, sparen bei der Entwicklung. Gleichzeitig beobachten wir, dass langfristig orientierte Lösungen momentan nicht so gefragt sind. Mit der Spezialisierung auf die Serie wachsen zudem der Kostendruck und die Qualitätsanforderungen. Das ist aber auch eine Chance, wieder Pionier zu sein und das ist 1zu1 in der 3D-Druck-Serienfertigung schon.
Wie geht es bei 1zu1 nun weiter?
Thomas Kohler: Wir bewahren unsere Stärken, sind zuverlässige Partner und offen für neue Chancen und Herausforderungen. 1zu1 steht für modernste Technologien, Innovationsfreude und beste Beratung. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Wir begleiten unsere Kunden mit höchsten Qualitätsansprüchen vom Prototyp bis zum Serienprodukt. Ganz gemäß unserem Motto: „High Precision. Quick Solutions“ – und das von 1 bis 100.000.
Gibt es noch etwas, dass ihr Thomas auf dem Weg mitgeben möchtet?
Wolfgang Humml: Ich wünsche ihm viel Erfolg, gute Entscheidungen und ein gutes Gehör fürs Team. Ich bin mir sicher, dass er es sehr gut machen wird. Wir kennen uns schon so lange und verschwinden ja nicht aus der Welt.
Hannes Hämmerle: Bloß keine Ratschläge (lacht). Thomas wird seinen Weg gehen und die Zukunft von 1zu1 prägen.
Euch wird nach 1zu1 bestimmt nicht langweilig. Was werdet ihr mit euer neu gewonnenen Zeit beginnen?
Hannes Hämmerle: Mir schweben noch einige Projekte vor. Ich saniere gerne alte Häuser, widme mich dem Schnapsbrennen und habe endlich auch mehr Zeit für meine kleine Familie.
Wolfgang Humml: Für mich geht’s ab aufs Motorrad und mit meiner Frau auf Reisen!