Die Geschichte dieser außergewöhnlichen Auszeichnung beginnt im Februar 2019 beim Poolbar Generator. Seit vielen Jahren sorgen unterschiedliche Labors – von Architektur über Street Art bis Produktdesign – im Vorfeld des kultigen Musikfestivals in Feldkirch für kreative Höchstleistungen. Die Ergebnisse bereichern anschließend das im Juli startende Festival. Die Labors werden von Profis geleitet. Junge Kreative, meist Studierende, können sich für die Teilnahme bewerben.
Zusammenarbeit mit 1zu1
Die Leitung des Poolbar Generators ist seit 2015 mit dem Dornbirner 3D-Druck-Spezialisten 1zu1 in Kooperation verbunden. „1zu1 ist führend im 3D-Druck und bietet so die idealen Umsetzungsmöglichkeiten für die ausgefallenen Ideen, die im Labor entstehen“, sagt Marie Nemeth, Leiterin des Produktdesign-Labors. „Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die Visionen lassen sich rasch und ganz ohne Werkzeug ab der Stückzahl 1 realisieren“, ergänzt ihre Leitungskollegin Silvia Stocker.
„Für das Poolbar Festival ist die Zusammenarbeit mit 1zu1 ein Glücksfall: Sie eröffnet nicht nur den Kreativen im Poolbar Generator eine Welt voller ungeahnter Gestaltungsmöglichkeiten, sondern sie ermöglicht durch die Flexibilität der Technik in kürzester Zeit optimierende Korrekturläufe“, sagt Herwig Bauer, Gründer und Geschäftsführer des Poolbar Festivals. Der 3D-Druck sorgt für Begeisterung: „Die Beteiligten erledigen nicht einfach nur einen Job. Sie tüfteln mit Feuereifer und gegenseitigem Respekt an den besten Lösungen. Die greifbaren Ergebnisse veredeln jährlich das Poolbar Festival“, ist Bauer überzeugt.
So entstand 2017 etwa eine Barleuchte, bei der durch Ausbrechen von Teilen die Optik verändert und eine darunterliegende Schicht mit Texten sichtbar wird. Die Spiralleuchte aus demselben Jahr wurde als zweidimensionale Fläche gestaltet, gedruckt und dann zu Volumen geformt. 2018 überraschte das Labor mit „Wavetiles“ als dekoratives Element für die Theke. Dazu wurde Beton mit 3D-gedruckten Werkzeugen in die gewünschten Formen gebracht und vervielfältigt. In den letzten drei Jahren entstanden neben der Sound@V-Trophäe diverse Halterungen und Eckverbinder für POS-Systeme, Displays und NFC-Bezahlsysteme für das Festival.
Die Zusammenarbeit nutzt beiden Seiten: „Für uns sind die kreativen Ideen der jungen Leute eine große Bereicherung“, betont 1zu1innovationsmanager Markus Schrittwieser. „Sie sind technisch nicht vorbelastet, haben keine Barrieren im Kopf und produzieren so regelmäßig Entwürfe mit einem Wow-Effekt. Damit können wir auch potenziellen Kunden zeigen, was in der Technik steckt.“ Die jungen Kreativen sind eine ideale Zielgruppe für agile Produktentwicklung: entwerfen, drucken, testen, verbessern, überarbeiten, drucken usw.
Musik als dreidimensionale Skulptur
Zurück zur außergewöhnlichen Trophäe: Um seine Idee, einen Vorarlberger Musikpreis ins Leben zu rufen, potenziellen Partnern konkreter vorstellbar zu machen, wünschte sich Poolbar Gründer Herwig Bauer vom 2019er-Labor eine Musikpreis-Trophäe. Nach einigem Tüfteln, inspirierenden Gesprächen und Ventilieren der technischen Möglichkeiten hatte Labor-Teilnehmer Alex Gahr von der TU Wien die zündende Idee. „Ich wollte die Musik in eine dreidimensionale Soundlandschaft übersetzen, sodass jeder Preisträger sein eigenes Werk in Händen halten kann“, sagt der Architekturstudent. Die Inspiration lieferte ihm das Plattencover des Debütalbums der britischen Rockband Joy Division. Es zeigt visualisierte Radiopulse eines Neutronensterns.
Die Übersetzung der Musik – oder genauer: von Frequenz, Amplitude und Takt – mittels Algorithmus übernahm eine Software. Sieproduzierte eine 380 mal 40 Millimeter große Geometrie mit bis zu 70 Millimeter hohen Spitzen, die 1zu1 mittels selektivem Lasersintern aus Polyamid druckte. Die Soundlandschaft wurde anschließend auf ein Holzstück aufgeklebt, das aus einem Vorarlberger Baum stammt. So materialisiert die Auszeichnung Musik und die regionale Symbiose aus Natur und High-Tech.
Was so einfach klingt, geht natürlich in der Praxis nicht vonstatten, ohne einige technische Hürden zu überwinden. „Aufgabe der Software ist es, aus der Musik eine Geometrie aus Vektoren, lauter kleinen Dreiecken, zu berechnen, die auch die Materialverteilung bestimmen“, erklärt Markus Schrittwieser. Entstehen bei der Transformation Fehler, müssen diese korrigiert werden. Dafür ist das Ergebnis – trotz des filigranen Aussehens – recht robust: „Das Polyamid ist bei den geringen Wandstärken sehr elastisch. Die filigran wirkenden Spitzen würden sich also bestenfalls biegen, kaum brechen“, weiß Schrittwieser.
Just-in-time-Produktion
Zeitsprung ins Jahr 2022. Die große Preisverleihung war für Samstag, den 9. Juli 2022 angesetzt. Die Preisträger wurden erst eine Woche vorher ausgewählt. Innerhalb weniger Tage musste also die Musik in Konstruktions-Files übersetzt werden, der Druck erfolgen und die Trophäe finalisiert werden. Schließlich war ja jede Trophäe ein Unikat mit der Musik des jeweiligen Gewinners. „Eine Anforderung, die nur mit 3D-Druck bewältigt werden kann“, merkt Markus Schrittwieser stolz an.
Die Sound@V-Trophäe ist ein gutes Beispiel dafür, was heute technisch möglich ist. Die Herausforderung besteht darin, sich von den Beschränkungen konventioneller Produktionsmethoden zu lösen, also Produkte in 3D zu denken. Das eröffnet neue Möglichkeiten: Individualisierung trotz hoher Stückzahlen, dicke oder dünne Geometrien, Hohlräume und vieles mehr werden möglich. So wird innovatives Design mit 3D-Druck Realität.
Mehr Informationen zum Poolbar Festival gibt es unter: www.poolbar.at