Springe zum Inhalt: Labor für künstliche Intelligenz, Universität Zürich – Hello, my name is Roboy
Die Vorstellung des Roboy im Rahmen der Lange Nacht der Forschung.

Labor für künstliche Intelligenz, Universität ZürichHello, my name is Roboy

Er ist 130 Zentimeter hoch und könnte in einem Science Fiction mitspielen. Die großen unschuldigen Augen erinnern dagegen an japanische Anime-Comics. In Wirklichkeit ist er ein humanoider Roboter aus dem Labor für künstliche Intelligenz an der Uni Zürich. Projektleiter Adrian Burri stellt uns Roboy im Interview vor.

31. Mai 2013

Herr Burri, können Sie uns erklären, wer oder was Roboy ist?

Roboy ist ein humanoider Roboter, das heißt er ist menschenähnlich und hat die gleiche Anatomie und Bewegungsmechanismen wie der Mensch. Der Mensch hat Knochen, Gelenke und bewegt sich über Sehnen und Muskeln, wir haben bei Roboy dieses Prinzip nachkonstruiert und haben auch eine Muskulatur für Roboy imitiert. Diese Muskulatur besteht jeweils aus einer Sehne und einem Elektromotor, der diese Sehne verkürzt oder verlängert. Die Bauzeit von Roboy betrug neun Monate. Genauso lange wie eine Schwangerschaft. War das Absicht? Es war keine Absicht. Im Mai, Juni letzten Jahres ist die Idee entstanden, Roboy zu bauen, mit dem Ziel ihn auf der „Robots on Tour“ im März 2013 zu präsentieren. Da haben wir ausgerechnet wie lange wir Zeit haben, und, aha, das dauert neun Monate, das passt. Das ECCEROBOT-Projekt (der Vorgänger von Roboy) war ein EU finanziertes Projekt und hatte eine viel längere Entwicklungszeit. Bei Roboy haben wir auf ein Forschungsprojekt verzichtet. Wir wollten zeigen, dass man so einen Roboter auch innerhalb kürzester Zeit realisieren kann, vorausgesetzt, man hat die richtigen Partner.

„Die Idee war, einen sehnengesteuerten, humanoiden Roboter in neun Monaten zu bauen. Das gibt eine schöne Geschichte. Das hat eingeschlagen, und zeigt, wie effektiv Geschichten sind.“

Warum hat Ihr Team den Roboter in so kurzer Zeit gebaut?

Es gibt mehrere Motivationsgründe dafür. Zuerst einmal war die Messe, die „Robots on Tour“, die anlässlich des Jubiläums 25 Jahre Labor für künstliche Intelligenz organisiert wurde. Auf dieser Messe kamen humanoide Roboter aus aller Welt zusammen, und man hat einem breiten Publikum gezeigt, was in der Robotik Stand der Technik ist und an welchen Themen geforscht wird. Und dies bewusst bei humanoiden Robotern, also nicht bei Industrierobotern. Das Labor für künstliche Intelligenz hat mit Roboy ein Aushängeschild entwickelt. Wir haben schon in einer sehr frühen Phase auch 1zu1 Prototypen mit an Bord geholt.

Wie war die Partnerschaft mit 1zu1 bei diesem Projekt?

Die sind schon sehr wichtig, wir haben mit 1zu1 Prototypen Roboy so bauen können, wie wir es uns vom Design her vorgestellt haben. Wenn wir 1zu1 nicht hätten, dann hätte man in dieser kurzen Zeit nicht solche Freiform- und designorientierten Flächen konstruieren können. Der Kopf zum Beispiel ist eine sehr große, halbtransparente Schale. Hätte man diese mit klassischen Verfahren herstellen müssen, hätten wir zu wenig Zeit gehabt oder hätten eine andere Form wählen müssen. Rapid Prototyping Verfahren sind hier natürlich super, man kann dem Design einen sehr hohen Stellenwert geben.

Und von Seiten 1zu1 ist das Projekt natürlich auch interessant?

1zu1: Für uns war es sehr interessant, weil es eine Lernphase gab, was die „Knochen“ oder Aufbauten von Roboy betraf, wie sie konstruiert worden sind und wie wir sie dann wirklich als Prototyp herstellen konnten. Wir wollten, dass sie so funktionieren, wie sich der Kunde das vorstellt. Durch die Sintertechnik ist ja sehr viel möglich, Teile-in-Teile bauen kann man gut, da haben wir auch sehr viel gelernt, und die Zusammenarbeit mit den Entwicklern war sehr interessant. Natürlich hat es Herausforderungen gegeben, die Hand und der Fuß sind sehr komplexe Teile, da haben wir schon sehr gut zusammenarbeiten und tüfteln müssen, dass das geklappt hat, auch bei Kopf und Augen haben wir verschiedene Versuche gemacht, mit verschiedenen Oberflächen, so dass die Augen ohne Verzerrung abgebildet werden, erst nach mehreren Mustern sind wir auf die Lösung gekommen.

Zürich ist ein internationales Zentrum für künstliche Intelligenz?

Adrian Burri: Das basiert auf der Arbeit von Professor Pfeifer. Er hat das Labor für künstliche Intelligenz vor 25 Jahren in Zürich gegründet und sich gleich auch international vernetzt. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, zu verstehen, was künstliche Intelligenz ist, und den Gedanken von Embodiment eingebracht. Intelligenz hat immer mit dem Körper zu tun und ist eine Interaktion mit der Umgebung. Er hat dazu viele Publikationen veröffentlicht und wegweisende Forschungsprojekte realisiert.

Wie ist das Verhältnis Intelligenz und Körper bei Roboy?

Der jetzige Roboy ist noch weit weg von dem, was künstliche Intelligenz ist. Roboy ist zurzeit mehr ein Körper, die Intelligenz folgt noch. Wir haben den Roboy gebaut und wollen jetzt herausfinden, wie programmiert man ihn, damit er selbständig denkt? Er hat dazu alle Sinne: die Haptik, die Optik und einen physischen Körper.

Die neue schwedische Science-Fiction-Serie Real Humans thematisiert das Zusammenleben von Menschen mit Robotern: Sie können putzen, einkaufen, arbeiten und sich sogar zum Liebhaber verwandeln. Wird das bald Realität werden?

Das ist bestimmt eines der wichtigen Einsatzgebiete in der humanoiden Robotik. Ein Roboter muss sicher sein, er darf keine Angst auslösen, gerade in der Pflege. Man muss tolerieren, dass ein Roboter einen Patienten pflegt, Essen bringt, Körperpflege macht, etc. Ist diese Akzeptanz vorhanden, haben Serviceroboter in Zukunft sicher ein großes Potential. In Japan ist man schon viel weiter, weil die Japaner anscheinend einen offeneren Umgang zur Robotik haben wie wir Europäer.

„Die Servicerobotik wird sicher kommen, in den nächsten 5 bis 10 Jahren. Die Diskussion ist aber, welche Art diese Roboter sein werden, z.B. in der Alterspflege. Es geht um Technologie, die hilft, möglichst lange Autonomie zu gewährleisten.“

Sind Serviceroboter dann auch billiger wie menschliche Dienstleister?

Ja und nein. Die Gerätschaft anzuschaffen ist relativ teuer, es braucht viel Intelligenz und Sensorik, aber im Vergleich zu Personalkosten, oder zur Frage, was kann das Personal in dieser Zeit machen, in der es entlastet wird, können Serviceroboter durchaus ökonomisch sein. Serviceroboter sollen nicht Menschen ersetzen, sondern ergänzen und entlasten. Das Personal kann sich so mehr um die Patienten kümmern.

Wie wird das Projekt Roboy konkret weitergehen?

Wir haben das gebaut, was technisch möglich ist. Jetzt kommt ein Übergang zur Forschung mit Roboy. Roboy ist dabei eine Plattform, auf der verschiedene Themen erforscht werden können. Diese Forschung passiert an verschiedenen Instituten, an der Uni Zürich oder an der TU München, verschiedene Gespräche sind im Gang. Von einer kommerziellen Verwendung ist aber Roboy noch weit weg.

Nochmals zum Verhältnis von 1zu1 und dem Projekt? Wie war das Verhältnis zur Industrie, allgemein gesehen?

Das Projekt hatte das Potential, dass sich die Industrie dafür interessiert hat, weil etwas in kurzer Zeit realisiert werden musste. Viele Aspekte, die eigentlich Stand der Technik sind, kennen die Wissenschaftler zum Teil nicht, sie sind fokussiert auf ein Forschungsthema, können aber nicht alles über Antriebstechnik oder die neuesten RP-Fertigungsverfahren wissen. So haben wir viele Partner mit speziellem Know-how mit ins Boot geholt und das neueste Wissen und die neuesten Technologien dadurch einbinden können. Es gab eine große Vernetzung und das Zusammenspiel hat sehr gut geklappt.

Und für 1zu1 war es eine innovative Peitsche?

1zu1: Es ist klar, dass so ein Projekt sehr spannend ist, für den Vertrieb, aber auch für die Mitarbeiter in der Werkstatt war das Projekt sehr motivierend, die haben die Teile der beweglichen Hand von Roboy in der Werkstatt gesehen und waren total begeistert, dass sie an einem solchen Projekt beteiligt sind. „Wahnsinnsentwicklung, ein Superkonstrukteur“, waren einige Kommentare. Wir haben uns sehr speziell darum bemüht, weil unser Name dahinter steht.

Roboy ist ein Open-Source-Projekt?

Adrian Burri: Ja genau. Die Probleme betreffen viele, Roboy soll daher eine Plattform sein, auf die weltweit verschiedene Institute zugreifen und am Thema forschen können. Das heißt, Wissenschaftler dürfen unsere Mechanik verwenden, die wir entwickelt haben.
 


Adrian Burri, Geschäftsführer der Konzeptagentur GmbH war Projektleiter des Roboy-Projekts. Das Gespräch mit ihm führte Hermann Braendle.


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