Springe zum Inhalt: Andy Holzer – Im Laserz zu klettern ist, wie heimkommen
Beste Kantenschärfe der Bergkipfel

Andy HolzerIm Laserz zu klettern ist, wie heimkommen

Andy Holzer, der international bekannte blinde Bergsteiger, sagt über sich selbst: Faszinierend, wo man mit einer simplen Geschichte hinkommt. Warum er auf die Berge steigt, was er schon erlebt hat, welche Expeditionen er plant und wo er bei Unternehmensführung und Bergsteigen Ähnlichkeiten sieht, verrät er uns im Interview.

5. Juni 2013

Gerade ist Ihr Vortrag „Den Sehenden die Augen öffnen“ auf dem 1zu1 Kundentag begeistert beklatscht worden. Seit wann kennen Sie 1zu1 Prototypen?

2010, als ich mein Buch veröffentlich habe, ist Manfred Reinalter auf mich zugekommen, er hat eine Firma für Versicherungswesen. Er hat mich persönlich vom Münchner Flughafen abgeholt, als ich gerade aus der Antarktis vom sechsten der sieben Summits heimgekommen bin. Das war sehr emotional. Ein damals noch wildfremder Mensch holt dich vom Flughafen ab. Und er hat mich auf die innovativen 1zu1 Prototypen aufmerksam gemacht. So haben wir uns kennen gelernt.

1zu1 hat Ihnen nach Ihrem Vortrag auf dem 1zu1 Kundentag 2013 ein 3D-Modell des Mount Everest in SLS-PA überreicht. Wie können Sie das einsetzen?

Das Modell ist eine schöne Sache. Damit wird der höchste Berg der Welt für mich sichtbar, weil ich ja mit meinen Fingern sehen kann. Mein Tastsinn ist hoch entwickelt. Das Modell hilft mir dabei, meine Vorstellung vom Everest ein bisschen zu schärfen. Ich kann die Täler, die Zustiege, die Steilheit des Geländes fühlen. Das ermöglicht mir neue „Blickwinkel“, also neue innere Bilder.

„Von 1zu1 habe ich auch ein 3D-Modell des Mount McKinley bekommen. 2008 war ich mit meinem Team auf dem Gipfel. Ich habe diesen Berg davor nie ganz verstanden. Das Modell hat mir dabei geholfen, den Berg endlich richtig zu 'sehen' und damit besser zu verstehen.“

Wann geht's bei Ihnen mit der Everest Expedition los?

Im Himalaya war ich schon zwei Mal, einmal 2009 am Cho Oyu, 8.200 m hoch, und 2011 am 8.027 m hohen Shisha Pangma in Tibet. Der Everest selbst ist für mich gar kein großes Ziel im Moment. Ich bin 2010 auf dem Mount Vinson gewesen, also dem sechsten der sieben Summits, und ich hab mir gedacht, das geht jetzt den logischen Weg weiter, musste dann aber zwei fertige Expeditionen immer wieder verschieben, aus medialen Gründen. Ich hatte schon die ganze Mannschaft fix aufgestellt und ich hab mir gedacht, das ist ja ein Kasperltheater, diese Verschieberei. 

„Ich nenne die heutige Phase den Pisten-Alpinismus. Das ist der große Unterschied. Bevor die Klienten dieser Reise-Unternehmer mit dem Aufstieg beginnen, steigen nicht nur Dutzende, sondern einhundert Sherpa auf und bereiten einen Klettersteig vor. Er ist besser vorbereitet als jeder Klettersteig in den Alpen ... Man hat den Berg in Ketten, in Seile und Leitern gelegt, und deshalb ist er für alle zugänglich. Ob das nun richtig oder nicht richtig ist, ist mir relativ gleichgültig. Es hat mit klassischem Alpinismus nichts zu tun. Die Leute besteigen auch nicht Hillarys Everest und auch nicht meinen, sondern sie besteigen einen anderen Berg, wenn er auch geologisch derselbe ist.“

Sie haben in Ihrem Vortrag die Hürden geschildert, die Sie überwinden mussten, um auf Berge zu steigen. Eine Metapher für den Unternehmenserfolg?

Ganz genau. Ich musste an meiner Vision festhalten, auf Berge zu steigen. Beim Klettern selbst muss das Team funktionieren. Ich muss mich auf meine Kameraden verlassen können. Vertrauen ist sehr wichtig und der Wille, den Gipfel zu erreichen und auch wieder herunterzukommen. 1zu1 lebt diese Kultur im Unternehmen. Das zeigt sich jedes Mal, wenn ich hier in Dornbirn bin. Ein innovatives Unternehmen, mit hochmotivierten Mitarbeitern. 

Kann moderne Technologie behinderten Menschen helfen, mehr Lebensqualität zu erlangen?

Ja, das sieht man zum Beispiel bei Hugh Herr. Er ist beinamputiert und trägt nun High-Tech-Beinprothesen zum Klettern. Mit ihm und Erik Weihenmayer bin ich am Preußturm in den Sextener Dolomiten geklettert. Technologie kann schon helfen, um Chancengleichheit und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu fördern und die Lebensqualität zu heben.

In Zukunft werden behinderte Menschen unterstützt durch:

  • intelligente Räume, in denen die Umgebung als natürliche Schnittstelle dient, die eine Welt integrierter, intelligenter Dienste erschließt
  • Miniaturisierung, einschließlich Mikro- und Nanotechnologien
  • Kognition und Schnittstellen, wie etwa interaktive Multimedia
  • zahllose Anwendungen von Robotik, mobiler und satellitengestützter Telefonie, Internet usw.

Bis zum Jahr 2020 will die EU durch „Design-für-Alle“-Methoden einen großen Schritt vorwärts kommen. Alle Bürgerinnen und Bürger werden die Vorteile der vielen Initiativen der Union sehen, hören und spüren, und zwar in Form verbesserter Bedingungen für ein selbstständiges Leben, Arbeiten und eine umfassende soziale Integration. Europäische Kommission, Forschung & Innovation

Beim Bergsteigen geht es Ihnen aber nicht nur darum, auf den Gipfel zu kommen?

Gerade war ich in der Türkei an der armenischen Grenze, wo ich den Berg Ararat mit Schiern bestiegen habe, in Verbindung mit einem Charity Hintergrund. Ich besteige jedes Jahr einmal einen Berg für die blinden Menschen der dritten Welt, wo ich Manager und meine Kunden dazu animiere, mit mir was zu machen. Der Reingewinn geht direkt in die Augenoperationen für blinde Menschen. Ein Freund von mir, der Markus Grassl, operiert die Menschen eigenhändig am grauen Star. 2010 waren wir beispielsweise am Kilimandscharo, da habe ich von 25 Menschen 19 bis zum Gipfel gebracht, 2012 war ich am Mount Kenia und jetzt 2013 gehen wir zum Chimborazo, 6.300 m hoch in Ecuador. Das sind alles wunderschöne Projekte.

Wie ist das Gehen in großen Höhen? Mit Steigeisen in Rinnen oder über Schnee oder ausgesetzte Grate, das ist doch ein anderes Klettern als in den Alpen?

Je höher man kommt, desto langsamer wird jeder Bergsteiger. Je langsamer die Schritte gesetzt werden, desto mehr Millisekunden habe ich bei jedem Schritt Zeit zu analysieren, wie stelle ich die Steigeisen hin? Je höher wir kommen, desto leichter tu ich mir im Verhältnis zu den anderen. Wenn ich auf 3.000 m Höhe steige, dann ist alles hochtourig, ich stelle den Fuß hin, zack, zack, zack, so wie die anderen, gleich schnell, hab aber nie Zeit zu analysieren, das ist viel anstrengender. Im Himalaya, auf hohen Höhen, habe ich plötzlich die Möglichkeit, jeden Schritt so zu setzen, dass es sogar angenehm ist, weil das Tempo der ganzen Gruppe reduziert ist.

„Die Exposition ist im Grunde genommen der Schlüssel, der ein sportliches Tun zu einem Abenteuer macht.“

Das heißt aber auch, dass Sie Verantwortung für sich selbst übernehmen beim Bergsteigen?

Verantwortung kann man in allen Lebenslagen als Motivation einsetzen. Auch in der Arbeitswelt. Wenn ich mich als Mitarbeiter wertgeschätzt fühle, dann achte ich viel mehr auf das, was ich mache. Das merkt man gerade auch hier bei meinen Gastgebern.

Was sind Ihre nächsten Pläne oder Projekte?

Ich bin mittlerweile mit Vorträgen sehr eingeteilt, ich komme in immer interessantere Kreise von Entscheidungsträger rein, sie diskutieren mit mir über große Entscheidungen. Klar habe ich vor, eventuell wieder mal eine Erstbesteigung zu machen, speziell schwere reizen mich. Nicht Sportklettern, sondern alpin. Oder Schitouren, mit Schiern bin ich einfach gut, weil das Stolpern wegfällt. Auf Schnee brauch ich plötzlich nicht die doppelte Kraft, wie sonst im Gelände. Vielleicht reizt es mich mal, in Kanada den höchsten Berg zu machen, den Mount Logan, der ist 5.959 m hoch.

Wie wichtig ist Heimat für Sie?

Osttirol ist mir als Heimat unheimlich wichtig. Es gibt dort viel Ruhe. Wenn du von einer Reise heimkehrst und du gehst dann in den Lienzer Dolomiten klettern, dann ist das ein Traum. Die Touristiker haben geschlafen und das hat sich letztlich als positiv herausgestellt. Deswegen schätze ich es noch mehr. Wir haben die Dolomiten vor der Haustür, den Großglockner und den Venediger, und das Mittelmeer ja auch nicht weit. Leider gibt es keinen nahen Flughafen. Man kann nicht alles haben.

Gibt es einen Lieblingsberg für Sie?

Ja, das ist die Laserz Wand bei uns in den Lienzer Dolomiten. Im Winter kann man sie mit Schiern besteigen und im Sommer gibt es unzählige steile, lange Kletterrouten. Im Laserz zu klettern ist, wie heimgekommen zu sein, wie bei den Kindern der Kachelofen, auf den sie steigen.
 


Andy Holzer ist ein blinder Kletterer, der auf die höchsten Gipfel dieser Welt steigt.
Das Gespräch mit ihm führte Hermann Braendle.

Andy Holzer: Balanceakt – blind auf die Gipfel der Welt. Patmos Verlag, 2012.


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